Dietmar, Sie müssen wissen, das ist was ganz Besonderes hier für mich, mit einem berühmten Fernseh-Kommissar zu sprechen. Sonntagabend, 20:15h im Ersten, das ist heilig, so bin ich aufgewachsen. 

Das ist schön zu hören, vor allem für Ihre Generation. Denn eigentlich können Sie sich das ja aussuchen, wann Sie das gucken, mit den ganzen Streaming-Diensten heutzutage. 

 

Ja, das stimmt. Doch tatsächlich streame ich am liebsten live sonntags um 20:15, weil das in mir das Gefühl von früher weckt. Für mich und auch meine Freunde ist Ihre Krimiserie unantastbar. Das ist deutsches Kulturgut. 

Sie ist die älteste, erfolgreichste Krimireihe, und auch eine deutsche Sozialgeschichte. 1300 Folgen mittlerweile. Wenn jemand wissen will, wie es in den 80ern war, guckt man sich einfach die Folgen von damals an. 

 

Haben Sie früher auch um 20:15h im Ersten eingeschaltet?

Natürlich und zwar jede Menge. Ich bin damit aufgewachsen. 

 

In welchem Jahr haben Sie das erste Mal Freddy Schenk gespielt? 

1997. Wir haben im März‘97 angefangen und im Herbst kamen schon die ersten beiden Folgen raus.

Und mögen Sie Freddy Schenk? Könnten Sie mit ihm befreundet sein?

Muss ich ja. Ist ja mein Mr. Hyde als Dr. Jekyll. Ich glaube, man kann keine Figur spielen, die man nicht liebt, oder nicht mag. 

(... Wir schenken uns beide ein Glas Wein ein, Dietmar Bär trinkt den 2018er Weingut Loersch Glimmerschiefer Riesling feinherb und ich den 2017er Weingut Ökonomierat Rebholz Riesling Kabinett vom Rotliegenden...)

Ahhh, das tut gut. 

 

Oh, ja. Wann haben Sie Riesling eigentlich für sich entdeckt, und warum geht Ihnen bei Riesling das Herz auf? 

Ich muss das relativieren. Früher ist mir bei Riesling ganz und gar nicht das Herz aufgegangen. Ich gehörte eher zu denen, die gesagt haben "Sorry, ich komm mit der Säure nicht klar". Vorm Riesling war ich eher bei Silvaner, Gutedel, Weiss- und Grauburgunder.

Mein erstes bewusstes Riesling-Erlebnis hatte ich als ich beider Berlinale nachts im Borchardt stand. Das war damals quasi das “Headquarter” der Berlinale. Da stand ich mit einem Mann zusammen, nachts um zwei und der ließ vier Flaschen Wein aufmachen und erzählte mir was von Riesling.

Und zwar war das nicht irgendein Herr, sondern Herr Krautkrämer, Münsteraner Hotelier, totaler Riesling-Freak und seinerzeit Stammgast im Borchardt – unter Weinkennern sicherlich kein Unbekannter. Er wollte mir dann großzügigerweise ein Riesling-Paket zum Probieren schicken, was ich erst nicht annehmen wollte. Dann meinte er zu mir „Sie bereiten mir so viel Freude im Fernsehen, da kann ich Ihnen auch mal sechs Flaschen zuschicken.“

Als das Paket ankam, war unter anderem Fritz Haag, Maximin Grünhaus und Künstler drin, ich war sehr neugierig. Da merkte ich zum ersten Mal beim Probieren, was es so alles gibt!

Riesling habe ich später vor allem übers Kölner Weindepot für mich entdeckt. Jede Woche wird dort ein anderer Winzer vorgestellt. Ich komm ja nicht auf die Idee, einfach mal so fünf Flaschen Riesling zu kaufen und aufzumachen. Bei den Verkostungen haben wir auf einmal die Unterschiede mitbekommen, was einen Pfälzer oder einen Württemberger Riesling ausmacht. Das fand ich irgendwie spannend. Den letzten großen Kick hatte ich im Sommer 2019 bei der Weinverkostung SOKO-Mosel um den  Festivalwein für das Tatort Eifel-Festival auszuwählen. Das Krimi-Festival findet alle zwei Jahre statt. Davor hatte ich Moselweine noch nicht so auf dem Schirm und war eher in der Pfalz unterwegs. Ich bin aber immer noch am Entdecken. 

Tatort: Steilhang Mosel. (© Chris Marmann)

Das ist ja auch viel schöner, direkt vor Ort beim Winzer.

Ja, das ist ein ganz anderer Schnack. Besonders, wenn ich aufs Weingut fahre und den Kosmos hautnah mitbekomme. Wie zu später Stunde bei Herrn Steinmetz [Mosel], der dann einen Schatz nach dem anderen aus dem Keller holt. Und man guckt dann auf die Flaschen und liest „1991“? Nicht zu fassen.  

Wenn Sie einen langen Drehtag hatten, was kommt dann abends auf den Tisch? 

Wenn ein Drehtag zu Ende ist, hab ich schon Lust auf ein entspanntes Glas. Da kommt es natürlich drauf an, wann der nächste Drehtag beginnt. Kann also gut sein, dass ich an so einem Abend gar nichts trinke. Vielleicht kennen Sie das - wenn ein Wein gut schmeckt, dann bleibt es nicht unbedingt bei einem Glas. Mit einem guten Glas Rotwein kann das funktionieren, mit einem fließenden Weißen wird das schwer. Am meisten Spaß beim Filmen machen aber die sogenannten "Schnapsklappen", die es hin und wieder gibt.

(lacht) Was ist denn eine "Schnapsklappe"? 

Filmklappen. Da steht dann eine Schnapszahl drauf: Bild 2, die 2. Einstellung die man dreht, der zweite Take: 2, 2, 2. Das ist eine Schnapsklappe! Der sogenannte Clapper-Loader sagt dann schon mal am Ende eines Drehtages: ‘Schnapsklappe auf die Regie!’

 "Ich habe großen Respekt vor den Helden der Steillage."

Dann muss die Regie sich etwas überlegen in den nächsten Wochen. Daraus kann man eine Kuchenklappe machen, eine Eisklappe oder eine Saftklappe. Ein Produzent hat einmal Rubbellose verteilt, auch sehr witzig. Wenn die Klappe auf mich fällt, bestell ich schon mal ein bisschen was zu Essen für alle auf die Hand. Dazu mach ich spontan -je nachdem wie ich mich gerade fühle - zwei Weine auf, die mir gefallen. Das ist sehr schön, so etwas Gemeinsames.

 

Und welche Weinregionen haben Sie bisher in Deutschland kennengelernt?

Zunächst einmal muss ich erneut das Kölner Weindepot erwähnen. Es ist biografisch wichtig, dass ich mir dort zwei Drittel meines Weinwissens „angetrunken“ habe. Dann beeinflusst mich natürlich die persönliche Schiene, also welchen Winzer ich persönlich kenne und was ich dort so erlebt habe.

Aber mein Initialerlebnis mit deutschem Wein hatte ich Ende der 80er, Mitte der 90er Jahre am Wuppertaler Theater. Eine Jugendfreundin von mir, heute keine unbekannte Önologin, machte vor ihrem Studium ein Praktikum bei Schloss Vollrads. Dort hab ich das erste Mal bewusst ein Glas Rheingau-Riesling in der Hand gehabt und gedacht: “Aha, ist doch alles gar nicht so schlimm, wie immer alle erzählen, mit dem Wein aus Deutschland.” – und das als westfälischer Biertrinker. Schloss Vollrads macht außerdem auch echt was her. Darüber das schöne Schloss Johannisberg. Wow, Rheingau. Da dachte ich das erste Mal: „Ach guck mal, so kann deutscher Wein schmecken!“

Später, Anfang der 2000er, als es beim deutschen Fernsehpreis noch rauschende Feste gab, habe ich bei einer Gala das erste Mal Wein von Markus Molitor getrunken, er hat den Wein damals sogar vor meinen Augen aufgemacht. Ich seh mich noch da stehen mit Armin Rohde und hatte keine Ahnung. Herr Molitor öffnete etwas, da stand "Alte Reben" drauf. Damals wurden im Morgengrauen ordentlich Perlen vor etwas müde Säue geschüttet (lacht). Aber es war grandios. Ein bisschen später sind wir dann an einem Wochenende richtig an die Mosel gefahren. Doch damals war überall noch ein bisschen mehr Süße im Ganzen, das fand ich schwierig. 

Im letzten Sommer (2020) habe ich dann ganz bewusst mein Moselbild neu aufgestellt. Dort am Fluss an den Weinbaugebieten entlang zu fahren und unter anderem bei den Winzern Busch und Steinmetz vorbeizufahren, und persönlich bewirtet zu werden, das war toll. Mittlerweile einfach mehr über Winzer und Weinbau zu wissen, das änderte für mich alles. Ich habe großen Respekt vor diesen Helden der Steillage. Kurzum: Ich bin wirklich hin und weg von der Mosel und ihrer Vielfalt. Das Mosel-Image hat sich doch deutlich gewandelt.

Ja, die Mosel wacht gerade aus ihrem Dornröschenschlaf auf, vor allem die junge Generation der Winzer. Wenn ich mir Ihr Weinpaket so anschaue, sehe ich, neben der Mosel auch Pfalz, Nahe, Württemberg und Rheinhessen. Waren Sie bei all den Winzern schon persönlich auf dem Weingut?

Als ihr mich gefragt habt ob wir zusammen ein Weinpaket auf die Beine stellen wollen, hab ich sofort gedacht: ‘Okay, ich muss eins klarstellen. Ich bin nicht Dr. Riesling, ich bin nicht Stuart Pigott, sondern einfach nur Dietmar Bär, der gerne guten Wein trinkt.’ Wichtig fand ich bei der Zusammenstellung meines Schluck-Pakets, dass ich sagen kann: Die Winzer kenne ich alle persönlich. 

Das kann ich sehr gut verstehen. 

Das Riesling-Entdecker-Paket stellt in gewisser Weise meine ‘Wein-Biografie’ dar. Die fängt beim Winzer Knipser an: Wir sind einmal völlig unbedarft an einem Wochenende in die Pfalz gefahren. Am späten Samstagnachmittag waren wir in Laumersheim angekommen und standen irgendwann vor Knipsers Hoftor. Volker Knipser saß dort mit Gästen im Hof. Seine Schwägerin kam ans Tor und sagte zu mir:“ Ich kenn Sie doch von irgendwoher.“ Und ich sage „Wahrscheinlich vom Fernsehen“.

Die Knipsers, ziemlich dufte Typen! (© Klaus Gamber)

Ihre Antwort: „Das kann nicht sein, ich guck nur Krimis.“ (lacht) Da war das Eis gebrochen und wir haben dann auch noch den halben Sonntag mit den Knipsers verbracht. Ein Wort gab das andere, und immer wieder hieß es „ich hol noch eine Flasche rauf“. Im Paket darf also Knipser aus der Pfalz nicht fehlen.  

Dann kam Thomas Hensel dazu, er war mein Weinpate, als ich vor ein paar Jahren der “Goldene Winzer von Bad Dürkheim” werden durfte. Super nette Leute, tolle Weine. Einer davon ist in diesem Paketgelandet.

Außerdem lernte ich über einen Bekannten einen Winzer an der Mittelmosel kennen – ein sehr charismatischer Typ. Und vor allem die schwindelerregenden Steillagen, auf denen er seine wunderbaren Weine anbaut, haben mich sehr beeindruckt. Mosel ist also auch in meinem Paket vertreten. Letzten Sommer, als ich mit meiner Frau an der Nahe war, habe ich ein weiteres Weingut entdeckt. Ein Kleinod, dessen biologische Rieslinge es uns sehr angetan haben. Einen davon habe ich für das Paket ausgewählt. 

Die Hensels haben ein Gefühl für Trauben und sind auch super nette Leute. (© Weingut Hensel)

Ein Riesling vom Roten Hang in Rheinhessen darf natürlich auch nicht fehlen.

Der berühmte „Niersteiner“ findet ja Erwähnung in Heinrich von Kleists „Der zerbrochene Krug“. Damals (2015) habe ich als Dorfrichter Adam bei der letzten Aufführung in Bochum eine echte Flasche Niersteiner auf die Bühne geschmuggelt.

Ich hatte mich dafür über Nierstein informiert und bin auf das biologische Weingut gestoßen, das jetzt Teil des Pakets ist.

Und Württemberger Weine finde ich spannend, unter anderem weil sie eher weniger prominent sind vor allem lokal in Württemberg selber getrunken werden.

"Ich bin nicht Dr. Riesling, ich bin nicht Stuart Pigott, sondern einfach nur Dietmar Bär, der gerne guten Wein trinkt."

Das Weingut, das ich ausgewählt habe, kenne ich seit seinen Anfängen, als Vater und Sohn aus der Genossenschaft ausgetreten sind und angefangen haben, ihr eigenes Ding zumachen. Irgendwann sind auch sie dann biologisch geworden und heute sogar biodynamisch.

Die sechs Weine, die ich für das Paket ausgewählt habe, stammen also alle von Winzern, die ich persönlich kenne und schätze. Bei der Weinauswahl wollte ich nicht bei jedem den besten“ Goldlack” nehmen, sondern auch mal einen Schoppenwein für jeden Tag. Diese “Arbeiterweine", wie ich sie nenne, sind für mich die Aushängeschilder der Winzer. Sie schmecken einfach jedem. Die einfachsten Weine sind die Visitenkarten, wie der Fleischsalat beim Metzger. Und außerdem gehen die Literflaschen nicht so schnell alle! (lacht)

Neben diesen einfachen Weinen sind in meinem Paket Weine aus allen Qualitätsstufen vertreten, Weine von alten Reben, von einem bestimmten Terroir und einer faszinierenden Lage. Vielfältige und abwechslungsreiche Rieslinge.

Um den Bogen nochmal zur Schauspielerei zu schlagen - haben Sie sich eigentlich einer Rolle schon mal kulinarisch angenähert? Freddy Schenk isst gerne mal eine Currywurst. Fühlen Sie sich mit Freddys kulinarischen Vorlieben verbunden?

Ja klar. Da sagen die Polizisten-Kollegen manchmal, also die „echten“ Kollegen, wie ähnlich wir uns doch sind. Kommissare, Schauspieler und eine Filmproduktion haben viel gemeinsam. Man isst zwischendurch was, oder lässt sich was liefern, wenn es mal später wird. Das ist bei den Cops genauso. Die haben keine Zeit, sich irgendwo ins “Weiße Lamm” zu setzen, dort mittags zu dinieren, die gehen dann zur Currywurstbude. 

Ich habe mal einen Film mit dem NDR gemacht, der hieß "Fasten à la Carte". Darin spielte ich einen prominenten Gastrokritiker, der seinen Geschmacks- und Geruchssinn durch einen Stolperunfall verliert. Es war spannend, sich jemandem zu nähern, der wie ein Fallbeil junge Köche kritisiert. Bei Freddy Schenk dagegen geschieht alles auf der pragmatischen Ebene, einfach aus Zeitgründen. Ich glaube, der Freddy ist so ein Hausmannskost-Typ.

Haben Sie das Fasten auch mal ausgetestet für "Fasten à la Carte"? 

Nein, die Story war die, dass mein Charakter in ein Fastenhotel auf Sylt geschickt wurde, um seinen Geruchs- und Geschmackssinn wieder zu erlangen. Eine illustre Gesellschaft, bei Brot und Wasser. Privat gehe ich jetzt schon seit über elf Jahren jeweils zum Jahresbeginn in eine Mayr-Kur.

 

Und wie fühlen Sie sich danach? 

Bombe! Sie entsäuern, entschlacken, entgiften. Ich fühl mich einfach besser, wenn ich über drei, vier Wochen lang die Achtsamkeit durch das langsame Kauen wieder entdecke, Verdauung beginnt schließlich im Mund. Sie werden weniger essen. Der Tag beginnt mit einem Glas warmen Bittersalz, das heißt, der Körper ist dann drei Wochen lang auf Dünnschiss eingestellt (lacht). Die ersten drei, vier Tage sind für alle verschieden. Kaffeejunkies kriegen Kopfschmerzen. Doch irgendwann kommt dann so eine große Klarheit. 

“Genuss ist etwas, das man lernen muss. Die Mayr-Kur hilft dabei, das hinzukommen: Mit Achtsamkeit.” 

Und dann wieder "Back to normal"? 

Naja, man kann nach zwei Wochen Kur nicht sofort eine Pizza essen – der Körper muss erstmal zwei Wochen zuhause nachkuren. Nach so einer Kur habe ich ganz andere Essgewohnheiten, esse weniger. Erstmal keine Rohkost, nichts Blähendes, nichts Scharfes. Irgendwann geht auch wieder Obst und dann kommt der Tag, an dem alles wieder geht. Das erste Ei am Sonntagmorgen, nach der Mayr-Kur, mit nur zwei Salzkristallen oben drauf, das ist der Hammer. Das ist eine Resensibilisierung der Geschmacksnerven. 

 

“Markus Molitor öffnete etwas, da stand ‘Alte Reben’ drauf. Damals wurden ordentlich Perlen vor etwas müde Säue geschüttet. Es war grandios!”

Und seit wann essen und trinken Sie mit so viel Achtsamkeit und ernähren sich so bewusst? 

Ich habe schon vor vielen Jahren angefangen, bio zu essen, soweit es ging. Heute ist 99% von dem, was ich esse, bio. Das eine Prozent ist meinem Beruf geschuldet, weil ich so viel unterwegs bin. Aber bio heißt nicht immer gleich lecker. Es gibt einen guten Bio-Metzger und einen, der nicht so gut ist, auch wenn er die Tiere so gehalten und verarbeitet hat. Beim Wein ist das genauso. Bio ist insgesamt feiner geworden, interessanter und raffinierter. Ich sehe immer mehr Winzer, die zu bio übergehen. 

 

Sie sagten eben, Ihr Alter-Ego Freddy Schenk ist der Hausmannskost-Typ. Würden Sie sich dagegen als Genussmensch beschreiben? Was bedeutet Genuss für Sie? 

Ich würde mich gerne als Genussmensch beschreiben. Ich weiß nur, wie schwer Genuss sein kann, weil Genuss natürlich Geschwister hat. Eine davon ist die Gier. Genuss ist etwas, das man lernen muss. Die Mayr-Kur hilft dabei, das hinzukommen: Mit Achtsamkeit. Es gibt übrigens auch so eine buddhistische Übung, bei der man einen Kartoffelchip isst. 

 

Einen? 

Einen. Erstmal anschauen, riechen und diesen Chip dann gaaanz langsam und meditativ essen. Fast so, wie eine Weinprobe! Schon irgendwie spannend. Da kann man dann schon von Genuss sprechen. Das ist ja was anderes als die Literflasche. Oder Wild mit einem tollen Spätburgunder aus dem Holz. Das ist der Hit. Kein Zechwein. 

 

Eine Sache, die ich unbedingt fragen muss: Schmeckt die Currywurst am Rhein, die Max und Freddy gefühlt am Ende jeder Folge essen? 

In dem Moment ist das Essen auch Requisite. Ich hab dann auf Geflügel-Currywurst umgestellt weil ich versuche, weniger Schweinefleisch zu essen. Auch wenn die Wurst-Braterei nicht in jedem Drehbuch vorkommt, sind wir trotzdem für den Zuschauer in jeder Folge dort - das ist einfach so drin. Leider ist sie jetzt Geschichte. Dabei sind das echte Unikate aus den 50er Jahren! Jetzt steht unsere Wurst-Braterei im Freilichtmuseum des Landschaftsverbands Rheinland in Kommern und wir müssen schauen, wie das in unseren Drehbüchern weitergeht.

 

Schade. Wie waren die Pommes? 

Die Pommes waren genial. Das ist so ein Drehtag, an dem ich einen Tag vorher nichts esse. Da esse ich dann halt vor der Kamera.

Als Kind des Ruhrgebiets ess‘ ich die Wurst natürlich auch hinter der Kamera (lacht). Das ist dann einer von den zwei Currywurst-Tagen. Als Kind bin ich zwei Mal die Woche an der Pommesbude gewesen, das war normal. 

“Ich weiß, wie schwer Genuss sein kann, weil Genuss natürlich Geschwister hat. Eine davon ist die Gier."

Würden Sie sagen Genuss im Alltag hat sich nach all den Lockdowns für Sie verändert?

(seufzt) Darüber habe ich mich heute Morgen noch mit meiner Frau unterhalten: Endlich mal wieder Essen gehen, und wie lange das schon her ist, dass wir das letzte Mal essen waren, in einem sardischen Restaurant in Köln im Herbst. Genuss erleben heißt heute bei uns, dass wir viel mehr kochen. Letztes Jahr im ersten Lockdown sind wir auch nach Bad Dürkheim gefahren und haben beim Winzer Hensel das Auto vollgemacht. In Zeiten von Corona muss man sich eben mehr kümmern, weil einfach nicht mehr alles zur Verfügung steht. 

 

Was bedeutet es denn für Sie, essen zu gehen? 

Also ich gehe nicht aus, weil ich nicht kochen kann oder weil ich jeden Tag Haute Cuisine brauche. Es geht mir besonders um den sozialen Anteil daran. Denn als Schauspieler gucke ich mir natürlich auch Menschen an. Gerade in so einer belebten Stadt wie Köln, in der immer viel los ist. Zum Beispiel habe ich in der Südstadt ein Stammlokal, eine alte Weinkneipe , "Zur alten Wettannahme". Die Wettannahme hat eine kleine, feine Speisekarte und eine riesige Weinkarte. 

Eine gute letzte Frage habe ich noch: Wenn Sie heute kein Schauspieler geworden wären, wären Sie dann jetzt Winzer, Koch oder Metzger wie Ihr Vater? 

Wahrscheinlich wäre es das Ungefährlichste für mich gewesen, Metzger zu werden, obwohl ich das überhaupt nicht auf dem Zettel hatte. Mein Vater war ja Geselle, es gab also keinen Laden zu übernehmen. Koch wäre vielleicht auch noch eine Möglichkeit gewesen, aber das sind beides sehr harte Berufe. Mein Vater hatte einen 5-to-5-Job. Ich habe am Ende, 1985, mit Berliner Filmstudenten einen Film gedreht in der Metzgerei, in der mein Vater damals arbeitete. Da habe ich dann nochmal einen ganz anderen Bezug zu diesem Beruf bekommen. 

“Einfache Weine, ich nenne sie ‘Arbeiterweine’ sind die Aushängeschilder, wie der Fleischsalat beim Metzger."

Ob ich Winzer werden will, darüber habe ich vor einigen Jahren in einem Interview gesprochen. Es ging um meine Träume und einer dieser Träume war tatsächlich, Winzer zu werden. Dieses Interview wurde dann so weiterverarbeitet, dass es hieß, ich will jetzt unbedingt Winzer werden. Meine Agentur wurde mit freundlichen Angeboten aus Weingütern überrannt. Ich hätte sofort aufhören können, zu drehen (lacht).

Das Winzerdasein finde ich an sich wirklich wahnsinnig spannend - das ist so archaisch, so natürlich. Trotzdem habe ich natürlich einen Heidenrespekt vor der körperlichen Arbeit - Stichwort Mosel - aber Wein ist nun mal einer der biblischen Stoffe. In der Bibel ist von Öl die Rede, und von Wein. Öl und Wein sind neben Wasser die ältesten Flüssigkeiten, die wir auf Erden haben. Da ist mit Respekt der Wunschtraum bei mir gewachsen, sowas einmal selbst zu machen. 

 

Wer weiß, vielleicht passiert das ja nochmal irgendwann…

TATort: Steilhang

Das Schluck-Weinpaket mit Dietmar Bär

Für Schluck hat Dietmar Bär sechs deutsche Rieslinge zusammengestellt: Vom einfachen Schoppen über edle Terroirweine aus uralten Reben bis hin zum Grossen Gewächs ist für jeden Genießer etwas dabei.

Das Weinpaket ist ab sofort in unserem Webshop erhältlich.

Beim Kuratieren des Pakets war dem Schauspieler wichtig, dass die Weine von Winzern stammen, die er persönlich kennt und schätzt. Welche das genau sind, wird in einer gemeinsamen Online-Verkostung Ende April aufgedeckt.

Es enthält neben einer Auswahl an sechs Rieslingen eine Hausmacher-Leberwurst aus Berlin. Denn Dietmar Bär mag es gern deftig. Ein Teil der Einnahmen kommt Gastronomen zugute, die pandemiebedingt eine lange Durststrecke hinter sich haben.

Das Riesling Entdecker-Weinpaket wird am 30. April 2021 um 19:00 Uhr zusammen mit Dietmar Bär persönlich über die Videokonferenz-Plattform Zoom verkostet. Alle, die das Paket bestellen, erhalten die Zugangsdaten vorab per Email.

Biografie:

Dietmar Bär, Sohn eines Metzgers, hatte bereits als Schüler Interesse am Schauspielern und stand bei sämtlichen Schulaufführungen auf der Bühne. Als Statist konnte er sich am Dortmunder Stadttheater Taschengeld dazu verdienen. Nach dem Abitur ging es dann an die Schauspielschule nach Bochum. Schon während des Studiums spielte er am dortigen Schauspielhaus, am Landestheater Tübingen und den Wuppertaler Bühnen. Sein Durchbruch im Filmgeschäft gelang ihm Mitte der 80er Jahre. Besonders bekannt ist er für seine Rolle als „Großstadtcowboy“, Tatort-Kommissar Freddy Schenk, den er seit 1997 mit viel Humor und Herz verkörpert.